mrs-x_09„Überall fremd, überall zu Hause“. Das ist das Credo der kosmopolitischen, gegenwärtig in Deutschland lebenden Popsängerin, Songschreiberin und Produzentin Mrs. X. Ihre Vorfahren stammen u.a. aus den Niederlanden, Aserbaidschan und der Dominikanischen Republik. Das ist aber auch alles, was Mrs. X von sich preisgibt. Ihr Alter und ihren bürgerlichen Namen verrät sie ebenso wenig wie Details aus ihrem Privatleben. Öffentlich zeigt sie sich nie ohne Maske.

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Inspiriert hat die Künstlerin dazu Emmerich Kalmans Operette „Zirkusprinzessin“. „Ich war immer fasziniert von der Musik Chopins, Schuberts und Tschaikowskys, aber die ,Zirkusprinzessin‘ von Kalman hat es mir besonders angetan. Die sensationelle Geschichte von Mister X, dem draufgängerischen Zirkusreiter, ist ebenso faszinierend wie märchenhaft wahr.“

Dieser Mister X, ein Zirkusakrobat, der in Wahrheit der enterbte Neffe eines verstorbenen Fürsten ist, trägt bei seinen Auftritten eine schwarze Maske, um seine Identität geheim zu halten. Mrs. X sieht darin einen Schlüssel zu künstlerischer Freiheit. „Diese Freiheit für mich habe ich mir immer gewünscht… Die Freiheit als Sängerin und Songwriterin, die Freiheit für das Publikum, meine Musik unabhängig von meinem privaten Leben zu genießen, die Freiheit von allen Nebensachen, die die Musikwahrnehmung erschweren. Die Maske kam als eine logische Ergänzung. Eine Grenze zwischen zwei Welten – dem Alltag und der Musik. Die Grenze ist aber sehr dünn – wird die Maske abgelegt, sind die Welten verschmolzen.“

Mrs. X ist, was ihr musikalisches Talent angeht, erblich vorbelastet. Ihre Mutter war – als Kombination ungewöhnlich genug – Zahnärztin und Opernsängerin. Beide Berufe konnte sie – ebenfalls nicht alltäglich – erfolgreich unter einen Hut bringen. Als sie heiratete, musste sie das Singen aufgeben. Sie forcierte aber fortan die musikalische Ausbildung ihrer Tochter. „Ich bekam schon als Kleinkind einen soliden Musikunterricht. Meine Mutter übte auch Singen mit mir. Dabei war ich zuerst noch gar nicht sicher, ob ich das überhaupt wollte! Aber sie sagte: ,Die Musik wird dir Halt im Leben und viel Energie geben. Das ist die Energie des Schenkens. Ein Musiker muss seine Musik immer von ganzem Herzen verschenken können, nur dann wird man glücklich'“, erzählt Mrs. X.

Es war ein trauriger Anlass, der Mrs. X dann tatsächlich auf die Schiene zur Profimusikerin brachte: Ihre Eltern trennten sich. „Es war ein grauer Tag mit nervigem Nieselregen, als mir mein Vater die Trennung mitteilte. Meine Gefühle sprudelten heraus, ich konnte sie nicht mehr halten oder ordnen. Plötzlich hörte ich eine Melodie in meinem Kopf, und der Text kam wie von selbst, und mein erster Song war geboren. Seitdem begleitet mich die Musik treu durch das Leben, durch Höhen und Tiefen.“

Während sie ihre musikalische Entwicklung vorantrieb, absolvierte Mrs. X ein Jurastudium und ein weiteres Studium, über dessen Richtung sie sich bedeckt hält. In ihrer Studienzeit war Jazz ihre bevorzugte Musikrichtung. Daher schlug sie zunächst eine Karriere als Jazz-Sängerin ein. Später aber erweiterte sie ihren musikalischen Horizont und verfolgt seit einigen Jahren einen recht spezifischen Stil, den sie „Pop à la carte“ nennt: Musik mit großer stilistischer Reichweite zwischen Pop, Rock und und einem Hauch von Karibik-Flair – bekömmlich und gehaltvoll zugleich.

Die Inspiration für ihre Lieder bezieht Mrs. X aus – dem Leben. Ob im Fahrstuhl, auf der Straße, bei der Arbeit – es gibt für die Künstlerin nichts, das nicht in ihren Songs reflektiert ist. Mit den Themen kommt die Musik, die ihren Worten Dynamik und Seele gibt. Und so komponiert die „Maskenfrau“ Songs, die vor Energie sprühen und das Hier und Jetzt beschreiben. Mrs. X will, dass Menschen mit offenen Augen durchs Leben gehen und sich nicht in den (Un-)Tiefen einer virtuellen Welt verlieren. Zugleich möchte die Künstlerin aber auch, dass Menschen wieder an Märchen glauben. Und an die Liebe auf den ersten Blick, die sie so überzeugend in Songs wie „Give me a kiss“ beschreibt…

Die Musik der gleichermaßen Heimatlosen wie überall Beheimateten kennt im wahrsten Wortsinn keine Grenzen: An ihrer Vinylplatte „Business Swing & Summer Days“ haben Künstler aus Deutschland, Brasilien, der Schweiz und Aserbaidschan mitgemacht. Auch auf ihrem neuen, in Kürze erscheinenden Longplayer bleibt Mrs. X ihrem internationalen Zugang treu. Bei diesem Werk haben Musiker aus den USA, Kanada, Jamaika, Großbritannien, Israel, Italien, Deutschland, Russland und Aserbaidschan mitgewirkt. An den Reglern saß auch diesmal ein Großer seines Fachs: Sefi Carmel. Der preisgekrönte Londoner Produzent, bekannt durch seine Arbeit für Film-Regisseure und -produzenten wie Ridley Scott, John Woo, Chris Columbus, Kevin Reynolds und seine Remixes für Pop-Künstler wie David Bowie, Phil Collins, Michael Bublé, Bruno Mars, BB King, Massive Attack, Birdy und andere, kreierte für Mrs. X ein maßgeschneidertes, vielfältiges Sound-Design. Oder eben, wie die Sängerin es so treffend nennt: Pop à la carte.